Am Bioenergie-Forum in Brugg nahmen rund 200 Experten und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft teil. (Bilder: zVg)
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Biomethan im Fokus der Energiewende
Am Bioenergie-Forum in Brugg drehte sich alles um das zentrale Thema: «Erneuerbare Energie aus dem Schweizer Gasnetz». Die Veranstaltung bot einen spannenden Einblick in die neusten Entwicklungen der Biomethan-Produktion, die Herausforderungen der Dekarbonisierung und die politischen Strategien zur Förderung erneuerbarer Gase. Rund 200 Experten und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nutzten die Gelegenheit, um Ansätze für die Zukunft der Schweizer Biomethanproduktion zu diskutieren und wertvolle Kontakte zu knüpfen.
«Biomethan ist ein klassisches Instrument der Kreislaufwirtschaft» mit diesen Worten eröffnete die Präsidentin von Biomassesuisse, Nationalrätin Barbara Schaffner das Bioenergie-Forum. Anthony Lorin von der European Biogas Association (EBA) beleuchtete die wachsende Nachfrage nach Biomethan in Europa und dessen Bedeutung für die Umsetzung des Green Deals. Stephan Osterwald vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) legte dar, warum es zur Defossilisierung der Gasversorgung sowohl mehr inländische erneuerbare Gase, als auch mehr Importe braucht. Osterwald: «Der leitungsgebundene Import wie im Entwurf der CO2-Verordnung vorgesehen, ist derzeit noch zu kompliziert und ist beschränkt auf Unternehmen mit Verminderungsverpflichtung bzw. im Emissionshandelssystem (EHS).» Als Massnahme zur Förderung der inländischen Produktion stellte Osterwald vor, wie in Zukunft der seit 2011 bestehende Biogasfonds der Gasbranche mit der geplanten Förderung durch den Bund kombiniert werden könnte. Simon Bolli von Ökostrom Schweiz sprach über die direkte Einspeisung von Biogas aus landwirtschaftlichen Quellen in das Schweizer Gasnetz. Bolli betonte: «Die direkte Einspeisung von Biogas ins Gasnetz ist ein entscheidender Schritt, um die Wertschöpfung in der Landwirtschaft zu steigern und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.» Er ermutigte Landwirte, dieses Potential zu nutzen und sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen.
Innovative Technologien und wirtschaftliche Perspektiven für Biomethan
Ein weiterer Schwerpunkt des Bioenergie-Forums waren die Produktion und die wirtschaftlichen Aspekte von Biomethan. Georg Meier von der Renera Trading AG erklärte die Mechanismen des grenzüberschreitenden Handels mit Biomethan und die Chancen, die dieser bietet, um das Schweizer Ziel der 100 Prozent erneuerbaren Gasversorgung bis 2050 zu erreichen. Stefan Schaffner von der IWK Integrierte Wärme und Kraft AG stellte die Nutzung von Biomethan als nachhaltigen Energieträger in Form von BioLNG und Wärmekraft-Kopplung (WKK) vor. Petar Mandaliev von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) präsentierte das Projekt SIMPLA GRÜN, das mit Hilfe datenbasierter Ansätze darauf abzielt, Hotspots von Fremdstoffeinträgen in der Grüngutsammlung zu identifizieren und die Qualität des Grünguts zu optimieren. «SIMPLA Grün identifiziert ebenfalls die Ursachen des Fremdstoffeintrags und ermöglicht die Umsetzung hotspotspezifischer Gegenmassnahmen», erklärte Mandaliev. Sandrine Werner von der ETH Zürich stellte ein innovatives GIS-basiertes Entscheidungstool vor, das die Planung landwirtschaftlicher Biogasanlagen erleichtert. Das Tool berücksichtigt Hofdüngerpotentiale, Umweltauswirkungen sowie rechtliche und technische Rahmenbedingungen. Es ermöglicht eine datenbasierte Standortanalyse und unterstützt so die nachhaltige Entwicklung von Biogasanlagen in der Schweiz.
Politische und regulatorische Impulse für die Energiewende
Am Nachmittag standen politische und regulatorische Themen im Mittelpunkt des Bioenergie-Forums. Bettina Bordenet vom Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW) präsentierte die überarbeiteten Vorgaben zur Einspeisung erneuerbarer Gase in das Schweizer Gasnetz. Nathalie Bachmann, Bundesamt für Energie (BFE) präsentierte die neuen Rahmenbedingungen und Fördermechanismen, die ab 2025 in Kraft treten und Impulse für die Biomethanproduktion in der Schweiz setzen sollen. «Die neue CO?-Verordnung schafft Anreize, um die Einspeisung von Biomethan wirtschaftlich attraktiver zu gestalten und so die Klimaziele der Schweiz zu unterstützen», erklärte Nathalie Bachmann. Remo Hämmerle von Pronovo stellte das neue Herkunftsnachweissystem für erneuerbare Treib- und Brennstoffe vor, das ab dem 1. Januar 2025 in Betrieb genommen wurde. Dieses System gewährleistet die transparente Erfassung und Nachverfolgung der Herkunft erneuerbarer Energieträger in der Schweiz. Es soll dazu beitragen, die Umsetzung klima- und energiepolitischer Massnahmen zu koordinieren, Doppelzählungen zu vermeiden und den ökologischen Mehrwert für Endkunden sichtbar zu machen. Valentin Graf vom Verein für umweltgerechte Energie (VUE) erläuterte die Bedeutung von Biogas-Standards wie dem naturemade Gütesiegel, um die Nachhaltigkeit von Biogas zu gewährleisten. «Mit dem naturemade star zertifizierten Biogas stellen wir sicher, dass von der Anlieferung der Substrate bis zur Einspeisung ins Gasnetz höchste ökologische Standards eingehalten werden – unabhängig davon, ob das Biogas in der Schweiz oder im Ausland produziert wird», betonte Graf. Diese Standards stärken das Vertrauen in Biogas als nachhaltige Energiequelle und tragen zur Förderung erneuerbarer Energien bei.
Podiumsdiskussion: Schritte zur Dekarbonisierung des Schweizer Gasnetzes
Der Höhepunkt des Bioenergie-Forums war die Podiumsdiskussion, die sich den nächsten Schritten und Visionen zur Dekarbonisierung des Schweizer Gasnetzes widmete. Unter der Moderation von Alexandra Märki tauschten sich Nationalrätin Priska Wismer (die Mitte, Kanton Luzern), Nationalrat Martin Bäumle (Grünliberale, Kanton Zürich), Boris Krey (VSG) und Valentin Graf (VUE) über die Herausforderungen und Perspektiven aus. Die Teilnehmer sprachen über die politischen und regulatorischen Massnahmen, die notwendig sind, um die Dekarbonisierung des Schweizer Gasnetzes voranzutreiben. Die Diskussion verdeutlichte, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erforderlich ist. Nur durch gezielte Fördermassnahmen, den Ausbau innovativer Technologien und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz können die ambitionierten Klimaziele erreicht und erneuerbare Gase nachhaltig in die Energieversorgung integriert werden.
Das Forum bot reichlich Gelegenheit zu Networking und Austausch. Die Teilnehmer lobten insbesondere die praxisnahen Referate und die Möglichkeit, innovative Technologien und Projekte kennenzulernen. Das Bioenergie-Forum 2025 hat sich einmal mehr als zentrale Plattform für den Wissens- und Erfahrungsaustausch etabliert. Die intensiven Diskussionen und wertvollen Impulse werden dazu beitragen, die Transformation des Schweizer Gasnetzes weiter voranzutreiben.